Happel Ernst | | A | V | | 21.02.1943 | 11.04.1959 | 264 | 23760 | 90 | 742 | 32 | | | | Am Mittwoch jährt sich zum 15. Mal der Todestag von Ernst Happel, der 1992, wenige Tage vor seinem 67. Geburtstag, in der Innsbrucker Universitätsklinik einem Krebsleiden erlag.
Titelsammler als Spieler und Trainer
Der am 29. November 1925 in Wien geborene Happel, der in seinem letzten Lebensjahr auch ÖFB-Teamchef war, durfte sich einst mit insgesamt 18 Titeln vor allem auf internationaler Ebene erfolgreichster Trainer der Welt nennen lassen.
Er war zudem eine große Persönlichkeit auf dem und abseits des Fußballplatzes.
Ein waschechter RAPIDler
Happel verdiente sich seine ersten Sporen beim Nachwuchs von RAPID, ehe er noch zu Kriegszeiten als Stopper in die Kampfmannschaft der Hütteldorfer wechselte.
Dort, aber auch eineinhalb Jahre für Racing Club Paris und in 51 Länderspielen zählte der technisch und taktisch versierte, schussstarke Verteidiger "Aschyl" (wegen einer gewissen Ähnlichkeit mit einem türkischen Filmstar so benannt) zu den herausragenden Akteuren, der nicht nur mit Gegenspielern gerne "Schlitten fuhr".
Legendär war etwa das absichtliche Eigentor, das er Torhüter Walter Zeman bei einem Testspiel der Nationalmannschaft in Vorarlberg beim Stand von 14:0 schoss.
Real im Alleingang bezwungen
Mit den Grün-Weißen schaffte "Zauberer" Happel sechs Meistertitel und einen Cup-Sieg, mit der Nationalmannschaft zwei WM-Teilnahmen 1954 (Rang drei) und 1958.
Unvergessen bleiben seine drei Tore zum 3:1-Heimsieg RAPIDs gegen Real Madrid im Europacup der Landesmeister. Wäre er als damals 31-Jähriger nicht drei Jahre zu alt gewesen (das Vereinslimit der Spanier betrug 28), dann hätte er vielleicht auch den Real-Dress getragen.
Der Ruf ins Ausland
Als 33-Jähriger trat Happel als Aktiver zurück, war zwei Jahre Sektionsleiter von RAPID und übersiedelte dann für 26 Jahre ins Ausland.
Dort wurde er zu einem Trainer, der seine Mannschaften hart anfasste, sie aber auch oft das selbst kreierte "Hollywood" spielen ließ. Seine Schützlinge konnten ihm nichts vormachen, denn aus seiner aktiven Zeit kannte er alle Tricks, hatte er doch die meisten selbst ausprobiert.
Als Coach sammelte er einen Titel nach dem anderen, so in den Niederlanden (zweimal Meister, zweimal Cup-Sieger), in Belgien (3/2) und in Deutschland (2/1) und vor seiner Teamchef-Tätigkeit in Österreich auch in der Heimat, wo er den FC Tirol zu zwei Meisterschaften und einem Double-Gewinn führte.
Auch im Europacup aufgetrumpft
Mit Feyenoord Rotterdam (und Franz Hasil) holte Happel 1970 den Europacup der Meister und den Weltcup, mit dem Hamburger SV ebenfalls den Meistercup (1983).
Mit dem FC Brügge war er im Meistercup- (1978) und im UEFA-Cup-Finale (1976), was er 1982 auch mit dem HSV schaffte.
Um Stangenbreite am WM-Titel vorbei
Als Aktivem war ihm wegen seiner Klasse auch der Ehrenname "Wödmasta" verliehen worden. Ein Titel, den er als Teamchef der niederländischen Nationalmannschaft 1978 nur hauchdünn verpasste.
Denn es stand im Finale gegen Gastgeber Argentinien 1:1, als Rob Rensenbrink in der Schlussminute der regulären Spielzeit statt ins leere Tor nur die Stange traf. In der Verlängerung ging das Match dann 1:3 verloren.
Ticket in die USA verpasst
Die Qualifikation des ÖFB-Teams für die WM-Endrunde 1994 in den USA war das letzte große Ziel seines Lebens.
Nach elf Monaten und zwei Qualifikationsspielen mit einer Niederlage (0:2 gegen Frankreich) und einem Sieg (5:2 gegen Israel) wurde Happel, der das Team auch in sieben Freundschaftsbegegnungen betreute, wieder abberufen. Die Nationalmannschaft verpasste die WM-Teilnahme und sollte erst vier Jahre später in Frankreich wieder dabei sein.
Fußball mobilisierte die letzten Kräfte
Das Ende hatte sich für den Wiener längst abgezeichnet. Aber mit großer Hingabe verfolgte Happel, der nicht nur auf dem Rasen die Kugel gerne rollen ließ und auch ein begeisterter und konditionsstarker Kartenspieler war, weiter sein Ziel.
Er war ein Kämpfer bis zur letzten Konsequenz. Der Fußball war sein Leben gewesen, und der Fußball hielt ihn trotz seines schweren Leidens wahrscheinlich so lange am Leben.
Von der Trainerbank ins Spital
Unmittelbar nach dem Israel-Match, in dem ihm die Mannschaft mit dem klaren Sieg eine letzte große Freude bereitet hatte, musste sich Happel wieder zur Behandlung begeben.
Aber selbst vom Krankenbett aus versuchte er die Dinge noch im Griff zu behalten, besprach mit seinem Assistent Dietmar Constantini die Vorbereitungen für das Deutschland-Spiel in Nürnberg, dessen 0:0 er nicht mehr erlebte - ein Spiel, zu dem auch die Deutschen mit Trauerflor antraten.
3.000 Menschen gaben das letzte Geleit
Als Happel am 26. November 1992 auf dem Friedhof in Hernals zu Grabe getragen wurde, verabschiedeten sich an die 3.000 Menschen aus dem In- und Ausland am - bescheidenen - Ehrengrab von der Fußballikone.
Aus den Niederlanden kamen u. a. der Verbandschef und etliche Internationale wie Willem van Hanegem und Wim Janssen, aus Deutschland Franz Beckenbauer, Günther Netzer, Hansi Müller, Horst Hrubesch und viele andere.
"Stiller in der lauten Welt des Fußballs"
Die heimische Fußballprominenz war natürlich praktisch vollzählig erschienen. Die Trauerreden hielten Bundeskanzler Franz Vranitzky, RAPID-Präsident Anton Benya und ÖFB-Präsident Beppo Mauhart, der den Verstorbenen trotz seiner gigantischen Erfolge einen "Stillen in der lauten Welt des Fußballs" nannte.
Ein enger Vertrauter aus der Belgien-Zeit charakterisierte Happel damals mit den Worten: "Harte Schale mit weichem Kern".
Posthum wurde er zu Österreichs Trainer des Jahrhunderts ernannt, das Wiener Prater-Stadion war schon kurz nach seinem Tod in Ernst-Happel-Stadion umbenannt worden. | |